Gleich zur Stelle, wenn Not am Mann ist (sh:z - 8. Januar 2008)
Sechs Kilometer östlich der kleinen Stadt Bredstedt liegt das 450-Seelen-Dorf Högel. Seit 1999 gibt es dort eine Rettungswache. Sie ist 365 Tage rund um die Uhr besetzt. Die beiden Rettungsassistenten Helge Jansen und Thomas Hansen haben gerade ihren Rettungswagen nach einem Krankentransport desinfiziert. Nun ist Zeit für eine kleine Pause. Die in der Wache verbliebenen Kollegen Stefanie Schulz und Hans Christian Hansen schenken frischen Kaffee für die beiden ein. Da ruft die Rettungsleitstelle um Unterstützung. Eine Schlaganfall-Patientin muss aus dem Bredstedter Altenheim ins Niebüller Krankenhaus gebracht werden. Keine Sekunde zögern die beiden Retter. Schnell noch einen Schluck aus der Kaffeetasse und los geht es. „So ist das nun mal im Dienst. Es ist immer irgendwas“, bestätigt Stefanie Schulz. So trinkt sie kurzerhand den Kaffee ihres Kollegen aus...

Der Kreis Nordfriesland hatte die Rettungswache aufgrund eines Gutachtens von Bredstedt nach Högel verlegt, um schlagkräftiger und schneller reagieren zu können. Den Rettern ist es damit möglich geworden, binnen der vom Gesetzgeber geforderten zwölf Minuten überall in ihrem Einzugsbereich vor Ort zu sein. Die Anbindung der durch Högel führenden Landesstraße sowohl in Richtung Bredstedt als auch Flensburg erleichtert das. Zuständig sind die Högeler Rettungskräfte für Einsätze in Richtung Westen bis zur Nordseeküste, in Richtung Osten sogar kreisübergreifend bis nach Großenwiehe, Sillerup, manchmal auch bis Wanderup. In nördlicher Richtung agieren sie bis Niebüll, oft sogar bis zur dänischen Grenze. Das Konzept hat sich, so der Leiter der Abteilung Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen beim Kreis Nordfriesland, Christian Wehr, bewährt. Die geforderten Fristen werden eingehalten. Das sei vor dem Umzug nicht immer gewährleistet gewesen.

Mit vielen unterschiedlichen Situationen werden die Fachkräfte konfrontiert. Dabei erweist sich der Anteil der Verkehrsunfälle von rund zehn Prozent im vergangenen Jahr gegenüber den anderen Einsätzen als relativ gering. „Das war schon immer so. Wir haben am meisten mit Schlaganfällen, Herzinfarkten, Alkohol-, Drogen- oder Tablettenmissbrauch zu tun, leider auch bei Jugendlichen“, berichtet Hans Christian Hansen. Er muss es wissen, denn er „schiebt“ seit 1983 als Rettungsassistent in Bredstedt, danach in Högel, Dienst. Rettungsassistentin Stefanie Schulz kam erst 2005 nach erfolgreicher Ausbildung dazu. Die gelernte Bäckerei-Fachverkäuferin hat hier ihre Berufung gefunden. Sie möchte nichts anderes mehr machen. Zum Dienst gehören auch traurige Momente. „Wenn es ganz schlimm kommt, haben wir Notfallseelsorger. Aber wir reden miteinander über unsere Einsätze. Da lässt sich schon viel verarbeiten“, meint Schulz. Freud und Leid liegen manchmal dicht beieinander. Ihr schönster Einsatz war eine Geburt, ihr traurigster ein Verkehrsunfall bei Bredstedt mit zwei Toten.

Am meisten freut die beiden Rettungsanssistenten, dass die Högeler Bevölkerung Anteil nimmt an ihrer Arbeit. „Weihnachten und Silvester sind wir wieder ordentlich beschenkt worden“, erklärt Hansen. Wenn tatsächlich einmal Ruhepausen sind, wird das Gerät an Bord der beiden Rettungswagen gewartet oder „Schreibkram“ abgearbeitet. Es liegt auch immer etwas zum Naschen bereit. Denn Essen und Trinken hält bekanntlich Leib und Seele zusammen. Und ein gefestigtes Nervenkostüm brauchen die Teams für ihren Beruf.